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Entwurf von linear-quadratischen Gauß-Regelungen (LQG-Entwurf)

Linear-quadratische Gauß-Regelung (LQG-Regelung) ist ein modernes Zustandsraumverfahren für den Entwurf von optimalen dynamischen Reglern und Servoreglern mit Integralverhalten (auch als Sollwert-Tracker bezeichnet). Mit diesem Verfahren können Sie einen Kompromiss zwischen Regelungsleistung bzw. Tracker-Leistung einerseits und Steuerungsaufwand andererseits definieren und Prozessstörungen und Messrauschen berücksichtigen.

Zum Entwerfen von LQG-Reglern und Sollwert-Trackern führen Sie die folgenden Schritte aus:

  1. Konstruieren Sie die LQ-optimale Verstärkung.

  2. Konstruieren Sie einen Kalman-Filter (Zustandsschätzfunktion).

  3. Bilden Sie den LQG-Entwurf, indem Sie die LQ-optimale Verstärkung und den Kalman-Filter verbinden.

Weitere Informationen zur Verwendung eines LQG-Entwurfs zum Erstellen von LQG-Reglern finden Sie unter Entwurf von linear-quadratischen Gauß-Reglern (LQG-Entwurf).

Weitere Informationen zur Verwendung eines LQG-Entwurfs zum Erstellen von LQG-Servoreglern finden Sie unter Entwurf von linear-quadratischen Gauß-Servoreglern (LQG-Entwurf) mit Integralverhalten.

Diese Themen beziehen sich auf zeitkontinuierliche Systeme. Informationen zum zeitdiskreten LQG-Entwurf finden Sie auf den Referenzseiten zu dlqr und kalman.

Entwurf von linear-quadratischen Gauß-Reglern (LQG-Entwurf)

Sie können einen LQG-Regler entwerfen, um den Ausgang y um den Wert null zu regeln.

Die Regelstrecke in diesem Modell ist Störungen (Prozessrauschen) w ausgesetzt und wird durch Regelungen u gesteuert. Zum Generieren dieser Regelungen nutzt der Regler die verrauschten Messwerte y. Die Zustands- und Messgleichungen der Regelstrecke haben die Form

x˙=Ax+Bu+Gwy=Cx+Du+Hw+v

und w und v werden als weißes Rauschen modelliert.

Hinweis

Für den LQG-Entwurf ist ein Zustandsraummodell der Regelstrecke erforderlich. Mit ss können Sie andere Modellformate in die Zustandsraumdarstellung konvertieren.

Zum Entwerfen von LQG-Reglern können Sie die Entwurfstechniken in der folgenden Tabelle verwenden.

Zum Entwerfen eines LQG-Reglers mit ...Verwenden Sie die folgenden Befehle:

Eine schnelle, aus nur einem Schritt bestehende Entwurfstechnik für die folgenden Fälle:

  • Sie benötigen den optimalen LQG-Regler und entweder E(wv') oder H ist ungleich null.

  • Alle bekannten (deterministischen) Eingänge sind Steuerungseingänge und alle Ausgänge werden gemessen.

  • Integrator-Zustände werden unabhängig von den Zuständen der Regelstrecken und Steuerungseingänge gewichtet.

lqg

Eine flexiblere, aus drei Schritten bestehende Entwurfstechnik, mit deren Hilfe die folgenden Elemente angegeben werden können:

  • Beliebiges G und H.

  • Bekannte (deterministische) Eingänge, die keine Regelungen sind, und/oder Ausgänge, die nicht gemessen werden.

  • Ein flexibles Gewichtungsschema für Integrator-Zustände, Regelstreckenzustände und Regelungen.

lqr, kalman und lqgreg

Weitere Informationen finden Sie unter

Konstruieren der optimalen Zustands-Feedback-Verstärkung für die Regelung

Die LQ-optimale Verstärkung können Sie aus den folgenden Elementen konstruieren:

  • Zustandsraum-Systemmatrizen

  • Gewichtungsmatrizen Q, R und N, die den Kompromiss zwischen Regelungsleistung (wie schnell x(t) gegen null geht) und Steuerungsaufwand definieren.

Um die optimale Verstärkung zu konstruieren, geben Sie den folgenden Befehl ein:

K= lqr(A,B,Q,R,N)

Dieser Befehl berechnet die optimale Verstärkungsmatrix K, für die das Zustands-Feedback-Gesetz u=Kx die folgende quadratische Kostenfunktion für zeitkontinuierliche Systeme minimiert:

J(u)=0{xTQx+2xTNu+uTRu}dt

Zur Berechnung der Verstärkungsmatrix K löst die Software eine algebraische Riccati-Gleichung.

Informationen zum Konstruieren der LQ-optimalen Verstärkung, zum Beispiel zur Kostenfunktion, die die Software für zeitdiskrete Systeme minimiert, finden Sie auf der Referenzseite zu lqr.

Konstruieren der Kalman-Zustandsschätzfunktion

Sie benötigen eine Kalman-Zustandsschätzfunktion für LQG-Regler und LQG-Servoregler, da Sie ohne vollständige Zustandsmessung kein LQ-optimales Zustands-Feedback implementieren können.

Die Zustandsschätzung x^ müssen Sie so konstruieren, dass u=Kx^ für das Ausgangs-Feedback-Problem optimal bleibt. Die Kalman-Zustandsschätzfunktion können Sie aus den folgenden Elementen konstruieren:

  • Zustandsraum-Regelstreckenmodell: sys

  • Kovarianzdaten für das Rauschen: Qn, Rn und Nn

    Die folgende Abbildung zeigt die erforderlichen Dimensionen für Qn, Rn und Nn. Wenn Nn gleich 0 ist, können Sie dieses Element weglassen.

    Erforderliche Dimensionen für Qn, Rn und Nn

Hinweis

Für Regler und Servoregler können Sie die Kalman-Zustandsschätzfunktion auf dieselbe Weise konstruieren.

Um die Kalman-Zustandsschätzfunktion zu konstruieren, geben Sie den folgenden Befehl ein:

[kest,L,P] = kalman(sys,Qn,Rn,Nn);

Dieser Befehl berechnet die Kalman-Zustandsschätzfunktion kest mit den folgenden Regelstreckengleichungen:

x˙=Ax+Bu+Gwy=Cx+Du+Hw+v

Dabei werden w und v als weißes Rauschen modelliert. L ist die Kalman-Verstärkung und P ist die Kovarianzmatrix.

Die Software generiert diese Zustandsschätzung mithilfe des Kalman-Filters

ddtx^=Ax^+Bu+L(yCx^Du)

mit den Eingängen u (Regelungen) und y (Messwerte). Die Kovarianzdaten für das Rauschen

E(wwT)=Qn,E(vvT)=Rn,E(wvT)=Nn

bestimmen die Kalman-Verstärkung L über eine algebraische Riccati-Gleichung.

Der Kalman-Filter ist eine optimale Zustandsschätzfunktion, sofern es um Gaußsches weißes Rauschen geht. Er minimiert insbesondere die asymptotische Kovarianz
    limtE((xx^)(xx^)T)

des Schätzfehlers xx^.

Weitere Informationen finden Sie auf der Referenzseite zu kalman. Ein vollständiges Beispiel für die Implementierung eines Kalman-Filters finden Sie unter Kalman-Filterung.

Bilden des LQG-Reglers

Um den LQG-Regler zu bilden, verbinden Sie den Kalman-Filter kest und die LQ-optimale Verstärkung K, indem Sie den folgenden Befehl eingeben:

regulator = lqgreg(kest, K);
Dieser Befehl bildet den LQG-Regler, wie in der folgenden Abbildung dargestellt.

Der Regler wird durch die folgenden Zustandsraumgleichungen beschrieben:

ddtx^=[ALC(BLD)K]x^+Lyu=Kx^

Weitere Informationen zum Bilden von LQG-Reglern finden Sie unter lqgreg und LQG Regulation: Rolling Mill Case Study.

Entwurf von linear-quadratischen Gauß-Servoreglern (LQG-Entwurf) mit Integralverhalten

Einen Servoregler mit Integralverhalten können Sie für das folgende Modell entwerfen:

Der Servoregler, den Sie entwerfen, gewährleistet, dass der Ausgang y den Referenzbefehl r verfolgt, während die Prozessstörungen w und das Messrauschen v unterdrückt werden.

Die Regelstrecke in der vorherigen Abbildung ist Störungen w ausgesetzt und wird durch Regelungen u gesteuert. Zum Generieren dieser Regelungen nutzt der Servoregler die verrauschten Messwerte y. Die Zustands- und Messgleichungen der Regelstrecke haben die Form

x˙=Ax+Bu+Gwy=Cx+Du+Hw+v

und w und v werden als weißes Rauschen modelliert.

Hinweis

Für den LQG-Entwurf ist ein Zustandsraummodell der Regelstrecke erforderlich. Mit ss können Sie andere Modellformate in die Zustandsraumdarstellung konvertieren.

Zum Entwerfen von LQG-Servoreglern können Sie die Entwurfstechniken in der folgenden Tabelle verwenden.

Zum Entwerfen eines LQG-Servoreglers mit ...Verwenden Sie die folgenden Befehle:

Eine schnelle, aus nur einem Schritt bestehende Entwurfstechnik für die folgenden Fälle:

  • Sie benötigen den optimalen LQG-Regler und entweder E(wv') oder H ist ungleich null.

  • Alle bekannten (deterministischen) Eingänge sind Steuerungseingänge und alle Ausgänge werden gemessen.

  • Integrator-Zustände werden unabhängig von den Zuständen der Regelstrecken und Steuerungseingänge gewichtet.

lqg

Eine flexiblere, aus drei Schritten bestehende Entwurfstechnik, mit deren Hilfe die folgenden Elemente angegeben werden können:

  • Beliebiges G und H.

  • Bekannte (deterministische) Eingänge, die keine Regelungen sind, und/oder Ausgänge, die nicht gemessen werden.

  • Ein flexibles Gewichtungsschema für Integrator-Zustände, Regelstreckenzustände und Regelungen.

lqi, kalman und lqgtrack

Weitere Informationen finden Sie unter

Konstruieren der optimalen Zustands-Feedback-Verstärkung für Servoregler

Die LQ-optimale Verstärkung können Sie aus den folgenden Elementen konstruieren:

  • Zustandsraum-Regelstreckenmodell: sys

  • Gewichtungsmatrizen Q, R und N, die den Kompromiss zwischen Tracker-Leistung und Steuerungsaufwand definieren

Um die optimale Verstärkung zu konstruieren, geben Sie den folgenden Befehl ein:

K= lqi(sys,Q,R,N)

Dieser Befehl berechnet die optimale Verstärkungsmatrix K, für die das Zustands-Feedback-Gesetz u=Kz=K[x;xi] die folgende quadratische Kostenfunktion für zeitkontinuierliche Systeme minimiert:

J(u)=0{zTQz+uTRu+2zTNu}dt

Zur Berechnung der Verstärkungsmatrix K löst die Software eine algebraische Riccati-Gleichung.

Informationen zum Konstruieren der LQ-optimalen Verstärkung, zum Beispiel zur Kostenfunktion, die die Software für zeitdiskrete Systeme minimiert, finden Sie auf der Referenzseite zu lqi.

Konstruieren der Kalman-Zustandsschätzfunktion

Sie benötigen eine Kalman-Zustandsschätzfunktion für LQG-Regler und LQG-Servoregler, da Sie ohne vollständige Zustandsmessung kein LQ-optimales Zustands-Feedback implementieren können.

Die Zustandsschätzung x^ müssen Sie so konstruieren, dass u=Kx^ für das Ausgangs-Feedback-Problem optimal bleibt. Die Kalman-Zustandsschätzfunktion können Sie aus den folgenden Elementen konstruieren:

  • Zustandsraum-Regelstreckenmodell: sys

  • Kovarianzdaten für das Rauschen: Qn, Rn und Nn

    Die folgende Abbildung zeigt die erforderlichen Dimensionen für Qn, Rn und Nn. Wenn Nn gleich 0 ist, können Sie dieses Element weglassen.

    Erforderliche Dimensionen für Qn, Rn und Nn

Hinweis

Für Regler und Servoregler können Sie die Kalman-Zustandsschätzfunktion auf dieselbe Weise konstruieren.

Um die Kalman-Zustandsschätzfunktion zu konstruieren, geben Sie den folgenden Befehl ein:

[kest,L,P] = kalman(sys,Qn,Rn,Nn);

Dieser Befehl berechnet die Kalman-Zustandsschätzfunktion kest mit den folgenden Regelstreckengleichungen:

x˙=Ax+Bu+Gwy=Cx+Du+Hw+v

Dabei werden w und v als weißes Rauschen modelliert. L ist die Kalman-Verstärkung und P ist die Kovarianzmatrix.

Die Software generiert diese Zustandsschätzung mithilfe des Kalman-Filters

ddtx^=Ax^+Bu+L(yCx^Du)

mit den Eingängen u (Regelungen) und y (Messwerte). Die Kovarianzdaten für das Rauschen

E(wwT)=Qn,E(vvT)=Rn,E(wvT)=Nn

bestimmen die Kalman-Verstärkung L über eine algebraische Riccati-Gleichung.

Der Kalman-Filter ist eine optimale Zustandsschätzfunktion, sofern es um Gaußsches weißes Rauschen geht. Er minimiert insbesondere die asymptotische Kovarianz
    limtE((xx^)(xx^)T)

des Schätzfehlers xx^.

Weitere Informationen finden Sie auf der Referenzseite zu kalman. Ein vollständiges Beispiel für die Implementierung eines Kalman-Filters finden Sie unter Kalman-Filterung.

Bilden des LQG-Servoreglers

Um einen LQG-Servoregler mit zwei Freiheitsgraden zu bilden, verbinden Sie den Kalman-Filter kest und die LQ-optimale Verstärkung K, indem Sie den folgenden Befehl eingeben:

servocontroller = lqgtrack(kest, K);
Dieser Befehl bildet den LQG-Servoregler, wie in der folgenden Abbildung dargestellt.

Der Servoregler wird durch die folgenden Zustandsraumgleichungen beschrieben:

[x^˙x˙i]=[ABKxLC+LDKxBKi+LDKi00][x^xi]+[0LII][ry]u=[KxKi][x^xi]

Weitere Informationen zum Bilden von LQG-Servoreglern, zum Beispiel zum Bilden eines LQG-Servoreglers mit einem Freiheitsgrad, finden Sie auf der Referenzseite zu lqgtrack.

Siehe auch

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